Wirtschaftliche Verflechtung gilt als zentraler Stabilitätsanker internationaler Beziehungen, da sie die Opportunitätskosten von Gewalt erhöht und damit nicht nur die Wahrscheinlichkeit eskalierender Konflikte mindert, sondern zugleich institutionelle Verlässlichkeit erzeugt. Diese Logik des „kapitalistischen Friedens” gerät jedoch unter Druck, wenn Handelspolitik als Machtinstrument eingesetzt wird. So nutzen aktuell beispielsweise die USA die sicherheitspolitische Abhängigkeit Europas aus, indem sie handelspolitische Instrumente strategisch einsetzen, um ihre wirtschaftlichen und innenpolitischen Interessen durchzusetzen. Zölle wirken somit nicht mehr nur als Preisaufschlag, sondern auch als strategisches Mittel, um Wertschöpfungsketten neu zu ordnen, Risiken zu externalisieren und innenpolitische Präferenzen nach außen zu tragen. Ziel der Veranstaltung ist es, die aktuelle internationale Handelsordnung und deren Interdependenz mit der globalen Sicherheitsarchitektur zu analysieren und darauf aufbauend Handlungsoptionen – von Diversifikation und regelbasierter Handelspolitik bis hin zu größerer strategischer Eigenständigkeit – für Europa abzuleiten.
